Fallbeispiel für Demenz

Apr 15, 2020
Daniel Agent schrieb
Frau E. ist 73 Jahre alt, kinderlos und lebt seit 2 Jahren im Altenpflegeheim St. Franziskus. Dem Ehemann fiel vor ca. 4 Jahren auf, dass Frau E. zunehmend vergesslich wurde. Frau E. vergaß Termine, die sie selbst einen Tag zuvor vereinbart hatte. Der Ehemann empfand dies erst einmal als nicht weiter schlimm. Bis Frau E. eines Nachmittags vom Einkaufen nicht mehr nach Hause fand. Eine Nachbarin hatte Frau E. in Tränen aufgelöst auf einer Parkbank sitzend angetroffen und nach Hause begleitet. Im Laufe der folgenden Monate konnte der Ehepartner eine zunehmende Verschlechterung des Gesundheitszustands seiner Ehefrau beobachten. Es waren nicht nur die vergessenen Termine, sondern auch das häufige Stellen der immer gleichen Fragen. Die sonst eher ruhige Frau fing einmal beim Einkaufen an, junge Männer in den Po zu kneifen. Diese plötzliche Enthemmtheit war verwunderlich und sorgte für Aufregung. Herr E. stellte fest, dass seine Ehefrau verschiedene Gegenstände nicht mehr zu benennen wusste. Er gab ihr z. B. einen Tacker. Sie wusste zwar noch, wie dieser zu bedienen war, der Name des Gegenstands fiel ihr aber nicht ein.
Die Entscheidung für eine Heimversorgung seiner Ehefrau fiel Herrn E. nicht leicht. Allerdings hatte er im Laufe der 2 Jahre, in denen er seine Frau betreute, gemerkt, wie sehr er an seine Grenzen gestoßen war. Es gab verschiedene Situationen bei denen es Herrn E. schwerfiel die Geduld zu behalten. Einmal hatte seine Frau den Kanarienvögeln Zitronensäure ins Trinkwasser gegossen, sodass die Tiere daran verendeten. An einem Morgen versuchte Frau E. ihrem Mann Spiegeleier zuzubereiten. Sie lies das Fett heiß werden bis es zu einer starken Rauchentwicklung kam. Herr E. schlief noch, als Frau E. in der Küche war, doch als der Rauchmelder Alarm schlug wurde er wach und konnte die Situation unter Kontrolle bringen. In dieser Situation riss ihm auch schon mal der Geduldsfaden und er packte seine Ehefrau am Arm und schimpfte mit ihr böse.
Herrn E. fiel bei der Auswahl des Heimes positiv auf, dass die Räumlichkeiten in sehr schönen, sanften Farben gestaltet waren. Rampen und Piktogramme erleichterten dem Bewohner die Orientierung. Ein für einen orientierungsschwachen Menschen nicht gleich auffindbarer elektrischer Türöffner bot Sicherheit. Insgesamt hatte Herr E. den Eindruck, dass in dem Pflegeheim eine sehr positive Atmosphäre herrschte. Das Personal wandte sich den zu Betreuenden sehr freundlich zu. Sie knieten sich auf Augenhöhe hin falls der Patient im Rollstuhl saß, um die Patienten anzusprechen. Sie nahmen Körperkontakt auf, indem sie die Hand des Gegenübers beim Gespräch fassten, wenn dieser traurig war. Das Pflegepersonal machte auf ihn einen insgesamt entspannten Eindruck. Es lächelte und es wiederholte Gesagtes in eigenen Worten.
Herr E. hatte den Eindruck, dass seine Frau sich in der Umgebung wohlfühlen würde. Nach Aufnahme in der Einrichtung fand Herr E., dass der geregelte Tagesablauf und die verschiedenen Angebote seiner Frau gut taten. Die schwächer werdenden mimischen Reaktionen von Frau E. wurden aber bei bestimmten freudigen Ereignissen stärker und zauberten sogar ein Lächeln hervor. Besonders bei der Musikstunde hatte der Ehemann den Eindruck, dass dies seiner Ehefrau Freude bereite. Frau E. nahm montags an dem Spielenachmittag, dienstags an der Vorlesestunde und mittwochs an der Musikstunde teil. Freitags kamen Kinder aus einem nahegelegenen Kindergarten und bastelten, sangen oder spielten mit den Bewohnern.
Vor zwei Wochen ereignete es sich, dass Frau E. auf den Boden stürzte. Zum Glück hat sie nur eine kleine Prellung am Ellenbogen erlitten.
1 Antwort
Apr 15, 2020
Daniel Agent schrieb

Nennen Sie fünf Symptome, die Frau E. zeigt:


Gedächtnisstörungen, Desorientiertheit, Kontrollverlust der Emotionen, Denkstörungen, Verlust des Urteilsvermögens, auffälliges sexuelles Verhalten





Um welche Form eines Demenz-Syndroms könnte es sich bei Frau E. handeln?


Alzheimersche Erkrankung





Welche diagnostischen Maßnahmen finden für eine eindeutige Diagnosestellung bei Demenz statt? Nennen Sie fünf davon und erklären Sie sie kurz.


Anamnese ist das Erfassen der medizinischen Daten. Das Entnehmen einer Blutprobe und Nervenwasser hilft dabei, Veränderungen festzustellen. Ein Elektrokardiogramm ermöglicht es, Aufschluss über mögliche Herzrhythmusstörungen zu erhalten. Elektroenzephalografie, um die Hirnstrommessung durchzuführen. Doppler- und Duplexsonografie, um Veränderungen an den Gefäßen festzustellen. Mini-Mental-Status-Test, um die aktuellen kognitiven Fähigkeiten wie Orientierung, Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Rechnen, Sprache und konstruktive Praxis festzustellen.





Gewaltbereitschaft entsteht in der Regel nicht plötzlich, sondern nimmt allmählich zu. Es gibt Anzeichen für eine solche wachsende Gewaltbereitschaft, die man beobachten kann. Nennen Sie Beispiele für solche Anzeichen, wie sie vielleicht auch Herr E. gezeigt haben könnte.


Beobachtbare Anzeichen sind z.B. zornige Mimik, aggressive Körperhaltung





Nennen Sie fünf entlastende Möglichkeiten, die Herr E. für seinen persönlichen Ausgleich hätte in Anspruch nehmen können.


Der Belastung durch die Situation könnte Herr E. mit einer persönlichen Entlastungsstrategie entgegenwirken. Es ist wichtig, ein Gleichgewicht herzustellen. Zumindest ein regelmäßiges Abschalten sollte in den Alltag integriert werden. Dazu wird aus medizinischer Sicht hinsichtlich einer gesteigerten Sauerstoffzufuhr und eines Muskelaufbaus ein körperlicher Ausgleich durch Bewegung empfohlen; z. B. Qi Gong oder Yoga sind Methoden, die gezielt Entspannung versprechen. Wenn sich Herr E. nicht gerne bewegt, könnte er auf viele andere Möglichkeiten zurückgreifen, um auf andere Gedanken zu kommen und damit ein Gleichgewicht herzustellen, z. B. ein Instrument spielen oder sich ein Hobby suchen oder sich in einem Verein engagieren.





Welche Punkte der identifikationserleichternden Milieugestaltung fallen Herrn E. bei der Auswahl des Heimes auf?


Sowohl die freundlichen und orientierungsunterstützenden Räumlichkeiten, als auch die allgemeine Sicherheit und Mitarbeiter, welche Vertrautheit und Verlässlichkeit vermitteln und die soziale Umgebung wirkten positiv auf ihn.





Nennen Sie zwei weitere Formen der identifikationserleichternden Milieugestaltung, die im Text nicht genannt werden.


Es ist auch wichtig, die gleichbleibende Gestaltung der Tagesstruktur und Erinnerungen zu wecken sowie eine wohnliche Einrichtung und jahreszeitliche Deko





Wie gehen Sie vor, wenn Frau E. eine starke Hinlauftendenz aufweist?


Ich würde erst einmal überprüfen, ob Frau E. gefahrlos herumlaufen kann. Dann würde ich versuchen, Frau E. mit anderen Beschäftigungen abzulenken. Danach würde ich überprüfen, ob sie einen GPS-Sender bei sich trägt und die Kollegen über die Tatsache informieren.